Die Taikotrommeln
Taiko – Japanisches Trommeln
Die Gruppe Tao mit ‚Buon no tsuchinari‘ (Message from ancient times)
Die ältesten Trommeln in der Bauweise der Taiko stammen aus China oder Korea. In der Kofun-Zeit (300 vor bis 300 nach Chr.) waren die Japaner und Koreaner noch nicht in den heutigen Landesgrenzen voneinander getrennt und im Zuge des damaligen weitreichenden Kulturaustausches kamen auch die Taiko auf den japanischen Archipel. Sie dienten vermutlich zunächst in den Ritualen der schamanischen Shintō-Religion zum Beschwören von verschiedenen Göttern, insbesondere des Sturmgottes Susanoo, der auch das Wetter beherrschte.
Übersetzung eine Kompilation von Paul Marshall, gefunden auf Drum Dojo,
überarbeitet von Mike Lischke
Taiko Drumming – Tonerzeugung
Eigentlich ist Taiko enger mit Schlagzeugtrommeln verwandt, als die anderen Formen der Perkussion, und was dessen Etikett „world music“ erkennen lässt. Dies kommt daher, weil die Instrumente fast ausschließlich mit Stöcken (den Bachis) gespielt werden. Zudem gibt es viele Gemeinsamkeiten in Stockführung und Grundlagen zwischen beiden. Im allgemeinen wird eine Taikotrommel von einem einzelnen Spieler während eines Liedes gespielt. Allerdings wird Kumi-Daiko immer gebräuchlicher, das mehrere Trommeln um eine zentrale Spielposition herum anordnet. Dies ist vergleichbar zu den Toms eines Schlagzeugs, obwohl Kumi-Daiko nicht nach absteigender Tonhöhe angeordnet ist. Generell findet aber eine Diversifikation, also die Erhöhung der Vielfalt, im Bereich des Taiko statt. Mittlerweile findet man viele gelungene Kombinationen, von wellenartigen Wechseln mehrerer Spieler über eine Reihe von Trommeln, oder das gleichzeitige Spielen zweier Instrumente bis hin zu Gruppen von Spielern, die sich an einer riesigen O-Daiko oder einer Zusammenstellung kleinerer Trommeln gleich- oder wechselseitig betätigen.
Trommelstil
Man kann durchaus sagen, dass der Taikostil am Besten durch die Annäherung an ihn und die innere Einstellung der Spieler charakterisiert werden kann. Er besteht aus hochgradig stilisierten und disziplinierten Elementen, ausgeführt durch einen oder mehrere Spieler, mit extremer Exaktheit und Kontrolle. Die Betonung liegt nicht auf Geschwindigkeit oder Ansatz, sondern auf bedachten und definierten Mustern, die entweder einen Basisrhythmus erzeugen, unterstützen oder durchwirken. Da rhythmisch jeder Teil aus ineinander verschränkten Abschnitten besteht, sind Trommelmelodien komplex und wirken zusammen, sodass ein Zuhörer richtig gefesselt wird.
Die Trommeln
Die Trommeln sind bei weitem das Element mit dem höchsten Wiedererkennungswert bei jeder Performance. Die meisten Leute denken an die gigantische O-Daiko, wenn sie von Taiko hören. O-Daiko bedeutet buchstäblich „große Trommel“ und ist eine Bezeichnung für jede Trommel mit einem spielbaren Fell, das wenigstens 91 cm (3 Fuß) groß ist. Ich habe Bilder von solchen Trommeln gesehen, in denen ein ausgewachsener Mann in der Lage war aufrecht im Gehäuse zu stehen. Die Trommelkörper werden traditionell hergestellt indem man aus einem riesigen Stück japanischer Eiche (Zelkova) ein einziges fassförmiges Teil herausschnitzt. Allerdings werden heute dafür auch Hölzer der Esche und amerikanischen Eiche verwendet und es ist mittlerweile ganz normal westliche Gruppen auf Taiko spielen zu sehen, die aus ehemaligen Weinfässern hergestellt wurden. Einige Hersteller haben damit begonnen Trommeln aus synthetischen Materialien zu produzieren. Die Felle dieser Trommeln werden aus Rohleder gemacht und für eine O-Daiko benötigt man die gesamte Haut eines Holstein Bullen für jedes Fell. Die Felle werden sehr straff über die Trommel gespannt und dann in ihrer Position angeheftet. Ein Taikofell übersteht somit Jahre der Verwendung, ehe es ersetzt werden muss.
Es gibt viele verschiedene Typen und Größen von Taikotrommeln, meistens jedoch findet man eine der 4 Hauptvariationen:
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Die N! O-Daiko hergestellt von Asano Taiko Co., ltd. of Japan ist 2,40 m dick und wiegt mit Wagen 5 Tonnen
O-Daiko: wie oben beschrieben. Jede große fassförmige Trommel mit eine Fellgröße von mindestens 91 cm (3 Fuß), aus einem einzigen Holzstück herausgearbeitet. Die Innenseite wird während des Bearbeitungsprozesses mit dem Ziel geformt, störende Zwischentöne zu beseitigen, die durch ein so großen Fell mit so hoher Spannung entstehen. Eine O-Daiko kann 2 bis 6 Halteringe haben, je nach Größe und Gewicht.
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Typische Chu-Daikos, wie wir sie bei uns verwenden
Chu-Daiko: Mittelgroße Trommel, normalerweise in etwa 60-70 cm (24-28 Zoll) hoch, mit einem spielbaren Fell von 51-56 cm (20-22 Zoll), aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet. Wie auch bei der O-Daiko ist das Innere der Trommeln bearbeitet, um die Akustik zu verbessern.
- Oki-Daiko: kleinere, leichtere Trommeln hergestellt aus Dauben, Felldurchmesser 35-40 cm (14-16 Zoll) und Höhe 46-51 cm (18-20 Zoll), gewöhnlich getragen zum Tanzen, mit einem Seil gestimmt.
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Shime mit Seilbespannung
Shime-daiko: das Baby im Set und eine wunderschöne Trommel. 25-30 cm (10-12 Zoll), Spielbereich (35 cm ~ 14 Zoll Fell), ungefähr 25 cm (10 Zoll) tief. Einzelstückkonstruktion, mit dicken Seilen (ca. 1cm) unter immenser Spannung gestimmt, um den höchstmöglichen Klang hervorzubringen. Zwei Männer benötigen mit all ihrer Kraft und entsprechenden Hilfsmitteln, wie Hebel oder Schraubzwingen 20 Minuten oder mehr um diese Trommeln zu stimmen. Es gibt auch eine Bolzen-gestimmte Version, die viel Anstrengung beim Stimmen erspart, allerdings sehen die Trommeln mit Seilen viel besser aus und passen ästhetisch gesehen viel besser zum Rest der Trommeln.
Spielpositionen
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Spielansätze, jeder mit anderem Klang und verschiedener Körper- und „Geisteshaltung“ des Trommlers.
O-Daiko: Diese Trommel wird so positioniert, dass der unterste Teil der Spielfläche sich etwa in Brusthöhe befindet und wird mit Eichenbachis (Stöcken) geschlagen, die etwa 5 cm (2 Zoll) Durchmesser und 45 cm (18 Zoll) Länge haben. Die physische Anstrengung die für das Schwingen dieser riesigen Stöcke notwendig ist, ist immens, aber die Stöcke müssen nun einmal zur Trommel passen, um den richtigen Klang zu erzielen. Der Trommler steht mit dem Gesicht zur Trommeln, mit einem Bein im Knie gebeugt (gewöhnlich das linke) und mit dem anderen gestreckt hinter ihm. Dies gibt ihm die notwendige Hebelwirkung um die Trommel zu schlagen und trotzdem sicher zu stehen. Die Trommel kann von einer oder zwei Personen gespielt werden, allerdings ist ein Spieler fast immer der Führungsspieler während der andere eine unterstützende Rolle spielt.
Chu-daiko:
- Aufrecht: Die Standard- „Ensemble“ spielposition ist ähnlich, als stünde die Trommel einfach auf dem Boden, nur dass sie auf einem flachen Ständer, 7-10 cm (3-4 Zoll) hoch und leicht zum Spieler geneigt aufgestellt wird, damit das untere Fell frei mitschwingen kann. Diese Position erzeugt einen leicht gedämpften und mehr anschlagsorientieren Klang. Der Spieler steht genau hinter der Trommel, mit seinen Knien gebeugt um die Balance zu bewahren, so wie man es von den Martial Arts her kennt, und es wird in einer vertikalen Ebene geschlagen. Die verwendeten Stöcke sind kleinere Versionen der O-Daiko Stöcke, etwa 38 cm (15 Zoll) lang, verjüngen sich aber vom Griff bis zur Spitze von etwa 2,5 cm (1 Zoll) auf 1,9 cm (0,75 Zoll). Dies ist die gebräuchlichste Art die Chu-Daiko aufzustellen und zu spielen.
- Onbayashi (1 Spieler) dies ist eine der beiden körperlich anspruchsvollsten Positionen für den Spieler. Die Trommel ist um etwa 30° angewinkelt, mit einem Ende auf einer Stütze auf dem Boden und dem anderen Ende erhöht um etwa 30 cm (12 Zoll). Der Spieler sitzt auf dem Boden mit seinen Beinen jeweils auf einer Seite des erhöhten Endes der Trommel und spielt halbaufgerichtet für die Dauer eines Liedes. Die Trommel kann fast völlig frei mitschwingen und ergibt eine Qualität und Klangfülle, die wir normalerweise nur mit großen Trommeln assoziieren. Ich habe diesen Stil selbst versucht und er ist eine wundervoll zugängliche Art die Trommel zu spielen, aber man muss auch die nötige Bauchmuskelstärke haben, um länger als einige Minuten spielen zu können. Die verwendeten Stöcke sind roh und ähnlich kurzen Baseballschlägern. Bekannt wurde dieser Stil u.a. durch seine Verwendung im Stück Yatai Bayashi der Gruppe Kodo.
- Miyake style (1-2 Spieler). Das ist der andere der beiden höchst ansprungsvollen Spielstile. Die Trommel wird genau horizontal, ungefähr 23-30 cm (9-12 Zoll) über dem Boden montiert und beide Seiten können simultan gespielt werden. Die Spieler wenden einen ähnlichen Stil wie bei der O-Daiko an, jedoch viel niedriger und mehr zur Seite. Dabei steht der Spieler generell linksseitig zur Trommel, mit dem linken Fuß in Linie und seitlich zum Trommelfell. Das linke Knie ist gebeugt, sodass sich die Hüften auf Höhe der Knie befinden. Das rechte Bein wird gerade gehalten und geht von der Trommel weg. Beim Schlagen bewegt sich der rechte Stock horizontal soweit es möglich ist und der linke Stock schwingt entweder unter der rechten Achsel oder über der rechten Schulter. Das ist ein wunderschön anzusehender Stil. Die Trommel kann frei mitschwingen. Es ist der Stil der in Miyake benutzt wird.
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Miyake Style in Mittelposition (geneigt)
Mittelposition (1-2 Spieler) Die Trommel wird ähnlich aufgebaut wie die eben beschriebene Position, jedoch erhöht auf etwa 61 cm (2 Fuß) über dem Boden. Diese Spielmethode ist ähnlich wie oben beschrieben, aber wesentlich weniger anstrengend.
- Hohe Position (1-2 Spieler) Wird genauso gespielt wie eine O-Daiko und wird in Gruppen verwendet, die sich noch keine O-Daiko leisten oder selbst bauen können.
Oki-daiko:
- Niedrige Position: aufgebaut auf einem dreibeinigen Ständer, mit dem Fell etwa 76 cm (2 Fuß, 6 Zoll) über dem Boden, ähnlich hoch wie die normale Chu-Daiko Position. Sie wird auch ähnlich wie die Chu-Daiko in Ensemble Stücken gespielt, nur mit etwas leichterem Klang.
- Getragen: Die Trommel ist leicht genug um an einem Band über die Schulter getragen zu werden und wird gewöhnlich auf diese Art benutzt, wenn die Spiel dazu tanzen oder sich über die Bühne bewegen müssen. Der rechte Stock kann allein in der üblichen Art verwendet werden oder beide werden zugleich eingesetzt, wobei der linke Stock wie ein Stift gehalten wird, was es dem Spieler erlaubt abwechselnde Schläge mit linker und rechter Hand auf beide Felle der Trommel mit unglaublicher Geschwindigkeit.
- Hohe Position: Auch diese schulterhohe Position habe ich im Aufbau gesehen, wobei die Trommel wieder wie eine O-Daiko gespielt wurde. Ich habe auch gesehen, dass sie mit verlängerten „hot-rods“ (Stöcken, die aus vielen kleineren Stäben bestehen) geschlagen wurde.
Shime-Daiko:
- Niedrige Position: Montiert auf einen Rahmen bestehend aus einem soliden, ein Zentimeter dicken Draht. Der Spielbereich befindet etwa 30 cm (12 Zoll) über dem Boden und ist zum Spieler geneigt, der mit gekreuzten Beinen davor sitzt, um zu spielen.
- Aufgebaut: In dieser Position wird die Trommel auf ein Gestell platziert, das ähnlich ist, wie das der O-Daiko. Durch diesen Aufbau kann die Trommel aus dem Stand gespielt werden, da sie sich etwa in gleicher Höhe befindet, wie die Chu-Daiko und die Oki-Daiko.